Kurz vor dem Jahreswechsel lag das Winterheft von VIERVIERTELKULT bei den meisten Abonnenten im Briefkasten. Ohne Wasser, Erde und Luft beleidigen zu wollen, ist es wohl das spannendste und tückischste der vier Elemente. Kein anderes zumindest birgt in sich in gleichem Maße Schaffenskraft und Vernichtungswahn. Von Gott bis zu Lurchi, von Reinhold Schneideer bis zu Conrad Ferdinand Meyer, vom Heiligen Geist bis zur Walpurgisnacht: Was sich nicht in den Artikeln zum Schwerpunkt befindet, entdecken wir lesend auf dem Feuerstrahl – einer Zeitleiste.
Natürlich fehlen weder die Berichte über die Aktivitäten und Förderungen der Stiftung noch die Blicke über den Tellerrand. Einen solchen Blick wirft Krzystof Seelinger auf Conrad Veit und Charlotte Maria Kätzl und ihr Manifest der Diversität (S. 50-52). Brömmling, dessen Idee die Vierteljahresschrift und ihr Titel VIERVIERTELKULT waren, hat diesmal das Klostergut Wobeck besucht (S. 42-43). Er porträtiert Sussan Abbas Elnakady (S. 56), stellt Neuerscheinungen (S. 44-45) und Geförderte Bücher (S. 40-41). Eine Doppelseite zeigt die Aktualität vieler Schwerpunkte aus den Vorjahren (S. 24-25), und die ergänzenden Literaturtipps zum Schwerpunkt (S. 22-23) hat er ebenfalls recherchiert. Brömmlings Lieblingsartikel dieser Ausgabe beschäftigt sich mit Braunschweig in der Oder (S. 46-49). Da ist kein Schreibfehler in der Überschrift. Was hat es damit auf sich? Am besten selbst lesen!
In der Einleitung zum Feuer schreibt Brömmling auf S. 4:
Allgegenwärtig ist das Feuer: Entweder wir beginnen ehrfürchtig mit Gott, der im brennenden, aber nicht verbrennenden Dornbusch zu Moses spricht. Oder wir starten kindlich mit Lurchi, dem Feuersalamander, oder Grisu, dem kleinen Drachen. Eigentlich ist diesmal mit Schiller alles gesagt: Im Lied von der Glocke sind die Gegensätze beschrieben, die dem Feuer eigen sind: Wohltätig ist des Feuers Macht, / Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, / […] Doch furchtbar wird die Himmelskraft, / Wenn sie der Fessel sich entrafft. Feuer ist auf vielfache Art Trennlinie oder Gegensatz; dem folgen die Beiträge in diesem Schwerpunkt: Feuer, das den Menschen von den anderen Geschöpfen dieser Erde trennt, denn nur er kann kontrolliert Feuer entfachen (die Götter ärgern sich heute noch über Prometheus). Feuer ist Zeichen des Himmels – des Heiligen Geistes – und der Hölle. Feuer spendet Leben und bringt Tod. Es symbolisiert Frieden, etwa bei den Olympischen Spielen, und vernichtet im Krieg. Im Wirtschaftskreislauf ist das Feuer Bestandteil der Produktion wie der Entsorgung, die im besten Fall ein Recycling ist. […] Und weil er das Feuer, die Tochter der Natur, so wortgewaltig beschreibt, hat diesmal Schiller mit seiner Glocke das letzte Wort: Wehe, wenn sie losgelassen, / Wachsend ohne Widerstand, / Durch die volkbelebten Gassen / Wälzt den ungeheuren Brand!
Die ganze Ausgabe VVK-4-2020-www gibt es hier auch online.