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23. Juli 2016

Kurzkritik Plinio Martini: „Fest in Rima“

von broemmling


Ausgelesen! Plinio Martini (1923-1979) bleibt ein Geheimtipp! Großartig beschreibt er in seinen „Geschichten und Geschichtliches aus den Tessiner Tälern“ bittere Armut und hartes Leben der Menschen im Tessiner Maggiatal und überführt manchen Text über Bergidyll und Waldeinsamkeit der Weltferne. Hier nur zwei der vielen großen Stellen: „Wenn die alten Mauern von Boschetto mir von einer strengen, aber echten Kultur sprechen, so weiß ich eben, wie falsch die idyllische Beschreibung jener Welt ist, die einen großen Teil meines Lebens und meine Erziehung ausmacht. […] Da rede man doch nicht von Spielzeug, […] wenn man auch nur eine blasse Vorstellung von der Mühsal dieser Leute hat, die am Rande dessen lebten, was Menschen ertragen können, und dennoch weder verzweifelt noch glücklich waren. Es sind dies Verniedlichungen, die mich zutiefst verärgern.“ Erschienen 1979 im Werner-Classen-Verlag, neu aufgelegt 1999 im Limmat-Verlag, Zürich.
Cavergno, den Ort, an dem Plinio Martini lebte und wirkte, kennt man heute nur noch dank der 1990 errichteten Stiftung Fondazione Valle Bavona. Bei Cavergno beginnt das Valle Bavona. Die Stiftung schützt die Kulturgüter des Tales, in dem im Sommer noch 2.000 Menschen, im Winter aber überhaupt niemand mehr lebt. Erst seit 1950, das ist auch im Buch zu lesen, gibt es eine Straße, und Elektrizität fehlt zum großen Teil bis heute.

10. Juli 2016

Kurzkritik: Gunna Wendt: „Die Bechsteins. Eine Familiengeschichte“

von broemmling


Ausgelesen! Gunna Wendt gelingt mit „Die Bechsteins. Eine Familiengeschichte“ (Aufbau-Verlag) ein feines Sittengemälde des 19. Jahrhunderts, dann stolpert sie sich geschickt durchs 20., bevor sie auf dem Marketing-Parkett des 21. ausrutscht. Da aber der Bericht über das Leben des Firmengründers Carl Bechstein (1826-1900) bis zur Seite 203 von insgesamt 290 geht, eine wirkliche Leseempfehlung mit sieben von zehn Zimelienpunkten. Auf den Seiten 285 bis 288 fasst die Autorin die Aktivitäten der Carl Bechstein Stiftung kurz zusammen.

12. Mai 2016

Zweiter Tag im Zeichen und auf dem Niveau des Niedrigzinses

von broemmling

Alles, alles scheint sich heute um die verheerende Lage von Klein- und Kleinststiftungen zu drehen. Wer mit seiner Stiftung oder der von ihm verwalteten Stiftungen zu den Großen gehört, lehnt sich zurück und gibt am Rande des StiftungsTages auf der Ebene +1 gute Ratschläge – schließlich befindet sich die Vermögens- und Renditesituation seiner Stiftung(en) im grünen Bereich. Aber alle müssen das Gebäude auf der Ebene -1 betreten. Im Gespräch mit den Experten des Geschicks keimt die Hoffnung auf. Doch spätestens beim Verlassen des CongressCentrums Leipzig (CCL) wird klar, dass alle wieder im negativen Bereich angekommen sind. Die Hoffnung (auf hohe Rendite) stirbt zuletzt. Die Lösung kann nicht der Ruf nach mehr Verbrauchsstifutngen sein; auch die Aufforderung zu mehr Kooperationen kann kaum greifen (denn Kooperationen gibt es bereits – auch erfolgreich – seit vielen Jahren). Dass Aktien wieder höher im Kurs stehen, kann nur eine kleine Teillösung zur Behebung der Stiftungsprobleme sein. Entscheidend wir sein, ob man den Mut hat die in Stiftungskreisen als „Chinesische Mauer“ gehandelte Trennung von Vermögensanlage und Projektaktivitäten zumindest aufzuweichen. „Social Impact“ und „Mission investing“ sind noch viel stärker it Inhalten und guten Beispielen zu füllen als vorher. Angenehm fällt das klare Bekenntnis der Stiftungen gegen rechts auf, nicht zuletzt künstlerisch dargebotten von Oliver Krumbiegel beim gewohnt gelungenen Lunchmeeting der BW-Bank. Die großartige Ausstellung von Anselm Kiefer („Die Welt – ein Buch“) im Museum für bildende Künste bekamen nur findige Kulturfreunde zu Gesicht. Ich auch – ein Höhepunkt des heutigen Tages.

11. Mai 2016

Qualitätsjournalismus im überfüllten Raum

von broemmling

Qualitätsjournalismus könnte eigentlich auch Qualitätsmoderation gut gebrauchen. Hier vergisst der Moderator jedenfalls, dass es auch noch ein Plenum gibt. Ansonsten guter Input von Roland Tichy: Nicht dem Material (Papier) hinterherrennen, sondern auf Inhalte setzen. Stiftungen sollen keine Zeitungen gründen, aber – gleich welcher Vermittlungsart und welcher Anbindung – nach Qualität fragen. Über die Fragen der Eliten wird in den verbliebenen klassischen Medien von Eliten berichtet. David Schraven von CORRECTIV ergänzt: Schlimmer ist es im Lokaljournalismus: Dort wird über Eliten berichtet, und zwar das, was Eliten hören wollen. Das Thema ist gut, die Referenten auch. Mehr davon! Dass der Raum aus den Nähten platzt, zeigt, dass das Interesse vorhanden ist.

11. Mai 2016

KPMG-Lunchmeeting zur Gremienbesetzung: Diversity matters!

von broemmling

Haben Stiftungen nun Probleme bei der Suche nach neuen Gremienmitgliedern oder nicht? Beim Lunchmeeting der KPMG entsteht zunächst der Eindruck, als wollten sich hier Personalberater (da meine ich nicht die KPMG) einen Markt schaffen, den es gar nicht gibt. Denn nach der ersten zitierten Umfrage haben die meisten Stiftungen bei der Nachfolgesuche gute Erfahrung gemacht. Einen versierten – und sehr unterhaltsamen – Eindruck gibt Silvia Trautmann von der Stiftungsaufsicht Sachsen-Anhalt. Probleme machten vor allem die (wenigen) Stiftungen mit Satzungen aus dem 16. oder 18. Jahrhundert, die etwa vorsehen, dass der evangelische (!) Bürgermeister oder der Pfarrer mit im Vorstand seien. Bei neuen Stiftungen achte man darauf, dass Amtsinhaber vielleicht im Kuratorium ihren Platz hätten, nicht aber im Vorstand, der müsse nämlich arbeiten. Pfarrer Klaus-Dieter Kottnick berichtet aus einer Stiftung, in der er Kuratoriumsvorsitzender ist, dort sei der Vorstand bunt zusammengesetzt: der Älteste im Vorstand sei 70, die Jüngste 30. Das sei nicht die Regel, erklärt Sascha Voigt de Oliveira von der KPMG. Schätzt Berit Sandberg von der HTW Berlin das Durchschnittsalter der Vorstandsmitglieder auf 59 Jahre, liegt es in Sachsen-Anhalt laut Silvia Trautmann bei 45 (jünger, bunter, anders…). Sprengstoff birgt die Frage von Berit Sandberg: „Gewinnt man ehrenamtliche Vorstandsmitglieder nur, indem man sie bezahlt?“ Die Frage wird zunächst nicht vertieft. Die podiumsmäßig ausgesprochen gut zusammengesetzte Veranstaltung bleibt unterhaltsam, vor allem dank Silvia Trautmann: Die Trautmann zitiert fröhlich einen Pfarrer im Stiftungsvorstand: „Wenn ich etwas von Buchführung verstehen würde, hätte ich nicht Theologie studiert.“ Und: „Ich weiß nicht, warum bei so vielen Stiftungen immer die Satzung verschwindet. Ich hab ja ein versiegeltes Exemplar, da mach ich oft eine Kopie und erinnere die Vorstände an die Regelungen ihrer eigenen Satzung.“ und: „Die Fortbildungen sind oft zu teuer für die Organmitglieder.“
Oliver Hagedorn mit einer auf den ersten Blick sinnvollen Anmerkung: Kompetenz hat nichts mit Geld zu tun. Aber „Führerschein“ für Vorstandsmitglieder ist dann doch sehr bürokratisch deutsch gedacht. Wer soll das denn noch machen? Jetzt sollen die Menschen, die sich bereit erklärt haben, Vorstand einer Stiftung zu sein, auch noch für eine Prüfung büffeln? Besser die Replik, dass der Vorstand nicht alles selbst machen muss, sondern Aufgaben delegieren kann. Weiterbildung ja, Prüfung nein. Aber hier lässt sich der Sinn und Zweck einer kompetenten Stiftungsaufsicht belegen. Bei der nächsten Neubesetzung ist die Suche nach bislang nicht vorhandenen, aber wünschenswerten Kompetenzen Erfahrungen ratsam. Das betrifft auch die Inhalte, aber nicht nur. Wie viele Stiftungen haben Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Vorstand? Wann kommen die Frauen in männerdominierte Gremien, wann Männner in frauendominierte? Das Motto kann das des StiftungsTages zum demographischen Wandels sein, allerdings unbedingt leicht modifiziert: „Älter, jünger, bunter, anders!“

11. Mai 2016

Social Impact Investing und Steuersparmodelle

von broemmling

Felix Oldenburg erläutert in der PK den Begriff des Impact Investing anschaulich: Es ist nicht einfach eine andere Form der Vermögensanlage. Stiftungen führen dabei vielmehr Fördertätigkeit und Vermögensanlage zusammen und wollen Geförderte besser in die Lage versetzen, ihr Projekt weiterzuführen. Die erwartbare Frage nach Stiftungen als Steuersparmodell könnte man aber viel einfacher beantworten, indem man auf die Errichtungszahlen verweist: Wenn es sich um ein so wunderbares Steuersparmodell handeln würde, hätten wir nicht nur 583 neue Stiftungen im Jahr; effektive Steuersparmodelle werden un Deutschland schließlich gerne in Anspruch genommen.

11. Mai 2016

Auch mutig, aber unvermeidbar: Umweltzerstärung anderer akzeptieren

von broemmling

Auch wenn es uns nicht gefällt: Reiner Klingholz legt dar, dass es unfair von Europa wäre, Schwellenländern und anderen Ländern Wachstum zu versagen, den wir schon haben. „Wir müssen Umweltzerstörung in solchen Ländern akzeptieren.“ Bitter, aber wahr. Und hier verstehen wir jenseits von Flüchtlingspolitik, warum es wichtig ist, die Probleme in den „Herkunftsländern“ zu lösen. Aber versagen können wir Wachstum und Wohlstand nicht. Wer sind wir denn?!
Gutes Eröffnungspanel des StiftungsTages

11. Mai 2016

Gibt es Museumspädagogen für Menschen mit Demenz? und andere Vorschläge

von broemmling

Dass das „Haus im Park“, ein wunderbares Projekt der Körber-Stiftung mit langjähriger Erfolgsgeschichte, abgerissen werden soll, ist keine schöne Nachricht von Anja Paehlke. Aber es kommen gute Beispiele für neue Gedanken, die an die Möglichkeiten jeder Stiftung (vorgestellt von Juliane Metzner vom Bundesverband), den Herausforderungen des demographischen Wandels zu begegnen, anschließen. Sind (nicht nur öffentliche) Einrichtungen und Gebäude ausgestattet für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen? Gibt es Museumspädagogen für Menschen mit Demenz.

11. Mai 2016

Stiftungen ohne besondere Affinität zur Behebung sozialer Ungleichheit?

von broemmling

thomas Klies beim Deutschen StitungTag 2016 vorgestellte These überrascht dann doch: Stiftungen hätten keine besondere Affinität zum Thema soziale Ungleichheit, sollten sich aber damit befassen, weil es zu Konflikten kommen könnte. Es entsteht da ein bisschen der Eindruck, dass Stiftungen (und Stifter, die gehören ja immer dazu, auch wenn sie bislang wenig Erwähnung finden) nur etwas tun, um sich selbst eine schöne Zukunft zu bereiten. Da bin ich skreptisch. Auch Klingholz sagt: Mehr Lebensqualität im Alter kann nicht nur Golfplatz heißen. Und bislang machen die Stiftungen bei der Arbeit mit Stiftungen noch eine gute Figur.

11. Mai 2016

„Älter, bunter, … – wie war das dritte nochmal?“

von broemmling

Mit seinem Einführungsüberblick vermittelt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung einen Eindruck von den Herausforderungen, denen auch Stiftungen in der Zukunft begegnen: Die Botschaft ist nicht mehr jene des Club of Rome von den „Grenzen des Wachstums“ – er prophezeit ein Ende des Wachstums. Noch wiegen uns die Beschäftigten der Babyboomer-Generation in Sicherheit, aber bald werden wir bei sinkenden Wachstumsraten eine steigende Verschuldung haben. Wachstum ist nur noch durch die Aufnahme immer neuer Schulden zu erzeugen – es sei denn wir machen endlich eine vernünftige Gesellschaftspolitik. Ziel muss Wohlergehen der Gesellschaft ohne oder nur mit geringem Wachstum sein. Dass Reiner Klingholz dabei das Motto des Deutschen StiftungsTages hin und wieder durcheinanderbringt und mit „Älter, bunter, … wie war das dritte nochmal?“ beginnt, um dann – ganz ergriffen von den Folgen, die uns der demographische Wandel noch bescheren wird – von „älter, weniger, bunter“ zu sprechen, schmälert den Gehalt der Einführung nicht. Juliane Metzner vom Bundesverband Deutscher Stiftungen stellt vor: Jede sechste Stiftung arbeitet schon zum demographischen Wandel. Ganz zu Beginn: Felix Oldenburg macht als neuer Generalsekretär bei seinem ersten Auftritt einen sympathischen Eindruck.