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KPMG-Lunchmeeting zur Gremienbesetzung: Diversity matters!

von broemmling am 11. Mai 2016

Haben Stiftungen nun Probleme bei der Suche nach neuen Gremienmitgliedern oder nicht? Beim Lunchmeeting der KPMG entsteht zunächst der Eindruck, als wollten sich hier Personalberater (da meine ich nicht die KPMG) einen Markt schaffen, den es gar nicht gibt. Denn nach der ersten zitierten Umfrage haben die meisten Stiftungen bei der Nachfolgesuche gute Erfahrung gemacht. Einen versierten – und sehr unterhaltsamen – Eindruck gibt Silvia Trautmann von der Stiftungsaufsicht Sachsen-Anhalt. Probleme machten vor allem die (wenigen) Stiftungen mit Satzungen aus dem 16. oder 18. Jahrhundert, die etwa vorsehen, dass der evangelische (!) Bürgermeister oder der Pfarrer mit im Vorstand seien. Bei neuen Stiftungen achte man darauf, dass Amtsinhaber vielleicht im Kuratorium ihren Platz hätten, nicht aber im Vorstand, der müsse nämlich arbeiten. Pfarrer Klaus-Dieter Kottnick berichtet aus einer Stiftung, in der er Kuratoriumsvorsitzender ist, dort sei der Vorstand bunt zusammengesetzt: der Älteste im Vorstand sei 70, die Jüngste 30. Das sei nicht die Regel, erklärt Sascha Voigt de Oliveira von der KPMG. Schätzt Berit Sandberg von der HTW Berlin das Durchschnittsalter der Vorstandsmitglieder auf 59 Jahre, liegt es in Sachsen-Anhalt laut Silvia Trautmann bei 45 (jünger, bunter, anders…). Sprengstoff birgt die Frage von Berit Sandberg: „Gewinnt man ehrenamtliche Vorstandsmitglieder nur, indem man sie bezahlt?“ Die Frage wird zunächst nicht vertieft. Die podiumsmäßig ausgesprochen gut zusammengesetzte Veranstaltung bleibt unterhaltsam, vor allem dank Silvia Trautmann: Die Trautmann zitiert fröhlich einen Pfarrer im Stiftungsvorstand: „Wenn ich etwas von Buchführung verstehen würde, hätte ich nicht Theologie studiert.“ Und: „Ich weiß nicht, warum bei so vielen Stiftungen immer die Satzung verschwindet. Ich hab ja ein versiegeltes Exemplar, da mach ich oft eine Kopie und erinnere die Vorstände an die Regelungen ihrer eigenen Satzung.“ und: „Die Fortbildungen sind oft zu teuer für die Organmitglieder.“
Oliver Hagedorn mit einer auf den ersten Blick sinnvollen Anmerkung: Kompetenz hat nichts mit Geld zu tun. Aber „Führerschein“ für Vorstandsmitglieder ist dann doch sehr bürokratisch deutsch gedacht. Wer soll das denn noch machen? Jetzt sollen die Menschen, die sich bereit erklärt haben, Vorstand einer Stiftung zu sein, auch noch für eine Prüfung büffeln? Besser die Replik, dass der Vorstand nicht alles selbst machen muss, sondern Aufgaben delegieren kann. Weiterbildung ja, Prüfung nein. Aber hier lässt sich der Sinn und Zweck einer kompetenten Stiftungsaufsicht belegen. Bei der nächsten Neubesetzung ist die Suche nach bislang nicht vorhandenen, aber wünschenswerten Kompetenzen Erfahrungen ratsam. Das betrifft auch die Inhalte, aber nicht nur. Wie viele Stiftungen haben Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Vorstand? Wann kommen die Frauen in männerdominierte Gremien, wann Männner in frauendominierte? Das Motto kann das des StiftungsTages zum demographischen Wandels sein, allerdings unbedingt leicht modifiziert: „Älter, jünger, bunter, anders!“

Von → Allgemein