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Neun Neuerscheinungen zur Kartografie

von broemmling am 9. Juni 2021

Neuerscheinungen zur Kartografie

Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt sind ein guter Indikator für jene Themen, die  die Gesellschaft bewegen. Förderungen und Buchpreisbindung sind Garanten für ein vielfältiges Angebot, in dem auch in Nischen Bücher erscheinen, die sich nicht rechnen und nie gedruckt würden, setzte man allein auf wirtschaftliche Kriterien. Landkarten und Atlanten erscheinen mit schöner Kontinuität, ganz gleich ob gefördert oder nicht. Gewachsen indes ist das Interesse an der Kartografie selbst, der Wissenschaft von der redaktionellen, gestalterischen und technischen Erstellung von Landkarten, stark gewachsen. Ursprünglich auf Erde und Weltraum beschränkt und harte Fakten fordernd, weichte der Begriff auf. Jeder Grundriss kann heute eine Karte sein, jede selbsterdachte Schatzkarte, so ist auch der Atlas nicht mehr nur eine Sammlung von Landkarten. Schon 1973 erschien The Atlas of World Wildlife, ein Jahr später die deutsche Übersetzung Weltatlas des Tierlebens, wie das Original im Verlag Mitchell Beazley. Da fügt sich der hier ebenfalls besprochene Atlas der Säugetiere nahezu nahtlos ein – nur dass eben deutlich mehr solcher Publikationen erscheinen als vor 50 Jahren. Erst sind alle besprochenen Titel versammelt, dann folgen die einzelnen Besprechungen. 

Passepartout (Hg.): Weltnetzwerke – Weltspiele. Ein Buch und ein Spiel zu Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt. konstanz university press, Göttingen 2021. 349 Seiten, 41,90 EUR.

Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt. Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder. Aus dem Norwegischen von Frank Zuber und Günther Frauenlob. dtv, München 2020, 351 Seiten, 35 EUR.

Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein. Hg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie. Haupt Verlag, Bern 2020. 478 Seiten, 99 EUR.

Lukas de Blois | Robartus J. van der Spek: Einführung in die Alte Welt. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2019. 419 Seiten, 39 EUR.

Oliver Kann: Karten des Krieges. Deutsche Kartographie und Raumwissen im Ersten Weltkrieg. Brill|Ferdinand Schöningh, Paderborn 2020. 346 Seiten, 98 EUR.

Jan Schwochow: Die Welt verstehen mit 264 Infografiken. Prestel Verlag, München 2020. 568 Seiten, 59 EUR.

Sandra Rendgen: History of Information Graphics. Taschen Verlag, Köln 2019. 462 Seiten, 70 EUR.

Sabine Graf | Gudrun Fiedler | Michael Hermann (Hg.): 75 Jahre Niedersachsen. Einblicke in seine Geschichte anhand von 75 Dokumenten. Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 407 Seiten, 29,90 EUR.

Beatrix Flatt: Grenzenlos. Begegnungen am Grünen Band. Verlag Andreas Reiffer, Meine 2020. 224 Seiten, 20 EUR.

 

Hier die Besprechungen

 

Passepartout (Hg.): Weltnetzwerke – Weltspiele. Ein Buch und ein Spiel zu Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt. konstanz university press, Göttingen 2021. 349 Seiten, 41,90 EUR.

Beginnen wir spielend. „Schach zählt als Sport.“ Der lustigste Satz aus der Abgabenordnung zur Regelung von Gemeinnützigkeit könnte sich nicht nur auf die Turniere und Zweikämpfe beziehen, die es bei Schachmeisterschaften gibt. Das Schachbrett ist die abstrahierte Karte eines Schlachtfeldes. Wer spielt, taucht ein in eine andere Welt, und das Spielbrett ist Karte, die hilft, sich in der unbekanntene Welt zurechtzufinden. Manchmal ist die Karte der Phantasie entsprungen, beim Spiel Sagaland zum Beispiel, oft genug ist es unsere Erde, wie bei Weltreise oder Deutschlandreise. Verspielt um die ganze Welt kommt man nicht allein mit Risiko, einem Spiel, das nicht unbedingt Spielfreude und Intellekt schult, sondern aus jedem Spieler einen Angriffskrieger macht. In einem auf Jules Vernes Roman In 80 Tagen um die Welt aufbauenden Spiel haben vier Mitspielende  besondere Rollen mit jeweils speziellem Expeditionsziel: Phileas Fogg will alles pünktlich erledigen, Passepartout kann es nicht schnell genug gehen, Detektiv Fix sabotiert, um die Gruppe aufzuhalten, auch Jules Verne ist dabei: Die Wette, die hier gerade läuft, betrifft die Reisegesellschaft, und Jules Vernes will einen möglichst genauen Ausgang der Wette erreichen. Der Begleitband zieht Verbindungslinien von der Physik zum Spiel und vom Spielplan zur Karte. Was hätte wohl der tatsächliche Jules Verne gesagt, hätte man ihn zu Lebzeiten ans Spielbrett gelassen? Vermutlich hätte auch er noch einiges gelernt in diesem klugen, aber nicht neunmalklugen Spiel. Bildung und gute Unterhaltung widersprechen sich nicht. Der Lernfortschritt ist immens, ach was, „Lernfortschritt“: Man sollte fairerweise von einem Erkenntnisgewinn sprechen. So braucht man keineswegs Jules Verne gelesen zu haben, um den Spieleabend mit Vergnügen zu erleben. Aber es schadet eben auch nicht, denn in den Einzelheiten der Reise, auf die sich die Spieler begeben, sind viele Einzelheiten und Projekte liebevoll versteckt.

 

Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt. Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder. Aus dem Norwegischen von Frank Zuber und Günther Frauenlob. dtv, München 2020, 351 Seiten, 35 EUR.

Manchmal kommt wirklich Gutes aus Norwegen, Thomas Reinertsen Berg jedenfalls hat schon 2018 das ultimative Buch zum Thema Kartografie geschrieben, zunächst nur für jene, die des Norwegischen mächtig waren. Ende 2020 brachte es dann dtv in deutscher Übersetzung heraus. Der Norweger berichtet einleitend von seiner Faszination für Karten, Globen und Atlanten, um dann gleich in die Geschichte einzusteigen. Er erklärt die ersten Weltbilder, nennt die Namen der Gelehrten und Reisenden (meist sind es reisende Gelehrte), die Neues entdeckten und Beiträge zur Kartografie leisteten. Auch die Skepsis begleitet er, den Zweifel der anderen, kunstvoll zum Ausdruck gebracht schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert durch Aristophanes in seiner Komödie Die Wolken. Früh setzt die Propaganda ein: Der Autor zitiert Eusebius, der seinen Schülern 290 n. Chr. freudig eine Karte des Römischen Reiches vorlegte mit dem Kommentar, es sei ein Genuss draufzuschauen, weil man nichts sehe, was nicht einem selbst gehört. Da ist es schon nicht mehr weit zu Augustinus und Isidor von Sevilla. Schließlich bekommt der große Gerhard Mercator seinen Auftritt, wenn auch in der deutschen Übersetzung zuweilen ein bisschen stolpernd: Kurz nachdem Europa fertig war, erlitt Mercator einen Schlaganfall, in dessen Folge er linksseitig gelähmt wurde. Aber Thomas Reinertsen Berg mag die Menschen des 15. und 16. Jahrhunderts, das ist ihm anzumerken. So ausführlich, dabei an keiner Stelle langweilig erzählt er sonst nur, wenn er zu norwegischen Helden zurückkehrt, zu Roald Amundsen oder zu Fritjof Nansen. Wunderschön mit vielen Karten – womit sonst – gestaltet, lädt das Buch zum entspannten Lesen und Betrachten.

 

Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein. Hg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie. Haupt Verlag, Bern 2020. 478 Seiten, 99 EUR.

Seit Gerhard Mercator bezeichnet der Begriff ein Sammelwerk von Karten. Der Atlas der Säugetiere (Schweiz und Liechtenstein) ist neu im Haupt Verlag und soll als weiteres Beispiel zeigen, was Kartografie alles leistet. Hier ist das Vorkommen aller Säugetiere der Region kartografiert. Neben der in eine Karte eingezeichnete Verbreitung sind zu jeder Art Informationen zu Aussehen, Biologie, Lebensraum und Schutz versammelt. Ein feiner Seitenarm der Kartoografie, die hier dem Tier- und Naturschutz dient.

 

Lukas de Blois | Robartus J. van der Spek: Einführung in die Alte Welt. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2019. 419 Seiten, 39 EUR.

Zurück zu den eigentlichen Orten. Ort vor Zeit. Das ist so eine der Formeln, die ich aus dem Lateinunterricht behalten habe. Im Englischen ist es nicht anders. Die Zeit lässt sich recht konkret abbilden. Orte sind da schwieriger zu beschreiben. Wir brauchen gar nicht erst mit der Heisenbergschen Unschärferelation von 1926 zu kommen, nach der man nicht Ort und Geschwindigkeit eines Gegenstandes gleichzeitig bestimmen kann. Geografisches, historisches und politisches Verständnis war kaum möglich ohne Kartenmaterial. Schwer vorstellbar für viele, dass es heute keinen Kartenraum in den Schulen mehr gibt. Hier lagerten seit Jahrzehnten alte Karten, die in den Fächern Geschichte und Erdkunde an so genannten Kartenständern hingen. Dass auch heute Karten unverzichtbar für die Vermittlung von Geschichte sind, zeigt die Einführung in die Alte Welt von Kukas de Blois und Robartus J. van der Spek. Das Standardwerk ist nun in erweiterter Fassung erschienen. Der Vertiefung oder Erläuterung dienen 20 Übersichten, 92 Abbildungen (zumeist Fotos), 6 Schemata und 33 Karten. Was hier Schema heißt, ist für andere eine Infografik, im weitesten Sinne also eine Karte. Aber auch die 33 Karten und ihr Verhältnis zu den Abbildungen zeigen den Nutzen von Karten für das Verständnis von Geschichte. Die Verweildauer bei einer kartografischen Abbildung liegt um ein Vielfaches höher als die Betrachtungsdauer eines Fotos. Karten sprechen an und haben einen ästhetischen Wert, sonst hätte man wohl eher das Foto eines Tempels für den Titel gewählt. Den schmückt aber die Karte des Römischen Reiches von Julius Perthes aus dem Jahr 1772. Und lesenswert ist das Buch obendrein.

 

Oliver Kann: Karten des Krieges. Deutsche Kartographie und Raumwissen im Ersten Weltkrieg. Brill|Ferdinand Schöningh, Paderborn 2020. 346 Seiten, 98 EUR.

Will man die Bedeutung der Kartografie im Lauf der Geschichte beschreiben, kommt man auch in einer Kurzfassung an Krieg und Frieden nicht vorbei. Verlässliche Karten erhielten den Frieden, schlechte konnten Kriege auslösen. Wer Grenzen verletzte, mochte sich vielleicht mit dem Hinweis auf eine ungenaue Karte herausreden – zuweilen war es dafür schon zu spät. Nicht minder bedeutend war die Kartografie bei der Kriegsführung. Ein genauer Frontverlauf ließ sich eben nur auf einer Karte abbilden, für epische Erläuterungen ist abgesehen von der Gefahr von Missverständnissen keine Zeit. In seinem Buch über Karten des Krieges beschäftigt sich Oliver Kann mit dem Beitrag der Deutschen Kartografie zum Ersten Weltkrieg. Die Geschichtswissenschaft beschränkt sich dafür nicht auf die unmittelbare militärische Nutzung. Karten waren immer auch ein Mittel der Politik – ihrer schönen Seiten Information und Transparenz genauso wie ihrer hässlichen Manipulation und Propaganda. Die Geschichte der Kartografie ist daher immer auch Wissensgeschichte. Oliver Kann zeigt, wie in Deutschland die Verantwortung für Kartografie bei jenen lag, die militärische Interesse verfolgten; später waren Karten auch von wirtschaftlichen Interessen geprägt. Der Krieg an der Westfront im Ersten Weltkrieg offenbarte die Unzulänglichkeit der bisherigen Karten. Das Vermessungswesen band nun auch den einzelnen Soldaten als Lieferanten von Information ein. Besonders lesenswert, nicht zuletzt weil wir unsere eigenen Erfahrungen aus der Gegenwart damit vergleichen können, ist Kanns Schilderung des tendenziösen Einsatzes von Karten und die Vermittlung von Raumwissen, Kartenkunde und Orientierungsfertigkeiten an der „Heimatfront“. Heute müssten wir im Kriegsfall, der hoffentlich nie eintritt, bei der Zeitungslektüre auf Überschriften gefasst sein wie Gebietsverluste durch WLAN-Ausfall.  Aber auch heute wirken die alten Karten noch, zur Information wie zu ihrem Gegenteil. Ist eigentlich eine Generation, die keine Karte mehr lesen kann, leichter zu manipulieren als eine, die es konnte? Das muss offen bleiben. Hier sei der letzte Satz aus Oliver Kanns Untersuchung zitiert: Am Ende sind die Karten des Krieges doch langlebiger als es ihre Erschaffer damals vermutet hätten.

 

Jan Schwochow: Die Welt verstehen mit 264 Infografiken. Prestel Verlag, München 2020. 568 Seiten, 59 EUR.

Jan Schwochow berichtet in der Frühlingsausgabe von VIERVIERTELKULT, wie er Infografiker wurde, was Infografik und Kartografie gemeinsam ist und was sie trennt. Der Infografiker zählt meist noch eine zusätzliche Geschichte mit seiner Grafik; aber weniger genau als eine Karte sollte auch eine Infografik nicht sein. 264 Infografiken hat der Autor in seinem beim Prestel-Verlag erschienenen großen Buch versammelt, fünf davon sind in VIERVIERTELKULT abgedruckt, darunter auch jene über die Berliner Mauer, auf der Jan Schwochow die zahlreichen Fehler der offiziellen Karten korrigierte oder besser: sie nicht übernahm. Natürlich fällt die Auswahl schwer: Was wird die Leserin besonders interessant finden? Welche Infografiken würde der Leser womöglich überblättern? Viele Infografiken haben Landkarten als Grundlage, Geteilte Inseln zum Beispiel, Islam und Entdeckung Südpol. Wer sich den Band genau anschaut, entdeckt noch einen Leckerbissen zum Thema: Über gleich zwei Doppelseiten erstreckt sich, kein Scherz, die Infografik Kartografie – Projektionen. Hier schließt sich der Kreis. Wer sich das Buch besorgt, schaue gleich auf die Seiten 476-479. Es lohnt sich. Es lohnte sich auch sonst.

 

Sandra Rendgen: History of Information Graphics. Taschen Verlag, Köln 2019. 462 Seiten, 70 EUR.

246 Infografiken selbst zu erstellen, ist keine geringe Leistung. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn wir zum Standardwerk zur Infografik greifen, das auch eine Geschichte der Infografik ist. Den Band von Sandra Rendgen hatte ich schon im Winterheft 2019 von VIERVIERTELKULT besprochen. Aber zur Übersicht über aktuelle Literatur zum Thema gehört er zwingend, daher sei mein Text hier zitiert: Die Welt um 1800 mochte weniger komplex gewesen sein als unsere. Doch zu Erklärbildern greift man, seit man zeichnen kann. Auch Goethes Zeichnung des von ihm entdeckten Zwischenkieferknochens ist in gewisser Art eine Infografik. In einem großformatigen Buch erzählt Sandra Rendgen die Geschichte der Infografik. Die Lektüre wird zur vielfältigen Reise, unter anderem in die eigene Kindheit, und das nicht, weil die Dreisprachigkeit immer an den schlecht gebundenen Reiseführer der Akropolis erinnert, den man vor Ort gekauft hatte. In diesem hochwertigen Band sind viele Bilder versammelt, die man zum ersten Mal in der Schule sah und die nun einen logischen Zusammenhang erhalten: Dürers Nashorn von 1515, der katalanische Weltatlas von 1375, Emma Willards Tempel der Zeit aus dem Jahr 1846, vereint mit neuesten Infographiken. Die klugen Texte sind aus US-amerikanischer Perspektive geschrieben. Das ist kein Nachteil, sondern erweitert den Horizont zusätzlich.

 

Sabine Graf | Gudrun Fiedler | Michael Hermann (Hg.): 75 Jahre Niedersachsen. Einblicke in seine Geschichte anhand von 75 Dokumenten. Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 407 Seiten, 29,90 EUR.

Sechs Bilder sind auf dem vorderen Cover jenes Buches auszumachen, das 75 Jahre Niedersachsen feiern soll. Bei drei der sechs Illustrationen handelt es sich um Karten, und im Vorsatz ist gleich noch einmal eine Karte des Landes Niedersachsen von 1947 Regierungs- und Verwaltungsbezirke gab es im jungen Niedersachsen noch, auch das ist schon wieder Geschichte. Der Titel ist geschummelt, denn bei weitem nicht alle Beiträge kommem mit einem Dokument aus. Eine handkolorierte Karte der Kreisverwaltung Osnabrück fällt ins Auge. Auch für den Küstenschutz vor und nach der Sturmflut dient eine Karte als Illustration, der Generalplan für den Deichschutz des Deichverbandes Südkehdingen im Raum Stade/Bützfleth bis zur Sturmflut vom Februar 1962. Interessant schließlich auch die Industrie-Entwicklungspläne vom Dezember 1946. Die beste Karte kommt gleich im 1. Kapitel: eine Karteenskizze, mit der die Nähe Schaumburg-Lippes zu Hannover deutlich gemacht werden sollte.

 

Beatrix Flatt: Grenzenlos. Begegnungen am Grünen Band. Verlag Andreas Reiffer, Meine 2020. 224 Seiten, 20 EUR.

Wie sich die Zeiten ändern! Wanderungen auf dem Todesstreifen hätte ein Buch vor 30 Jahren geheißen, das jetzt den Titel Grenzenlos – Begegnungen am Grünen Band trägt. Beatrix Flatt ist den ehemaligen Todesstreifen vom Dreiländereck bei Hof bis zur Ostsee entlanggegangen und erzählt von besonderen Bauwerken und sonderlichen Geschichten, die sich links und rechts dieser Wegmarke nacherzählt oder beschreibt. Für jede Einzelne ist etwas Neues dabei, meist sogar in der eigenen Umgebung – vorausgesetzt, man wohnt in der Nähe der deutsch-deutschen Grenze. Kennen Sie zum Beispiel das Diakonissen-Mutterhaus in Elbingerode im Harz? Kannte ich zumindest nicht. Man wird schwerlich wissen, was vor fast 100 Jahren unter den Kirchsaal gebaut wurde, um überschüssigen Dampf zu nutzen: Ein Schwimmbad! Es sind viele solcher Geschichten im Buch zu entdecken. Für VIERVIERTELKULT hat die Autorin schon im Winterheft 2013 über Christopher Nimz, Anne Heinemann und jung klasse KLASSIK geschrieben. Auch ihr neues Buch ist sauber recherchiert. Allerdings müsste man das ganze Grüne Band abgeschritten haben, wolle man Ungenauigkeiten in der Darstellung völlig ausschließen.

Von → Allgemein, Rezension