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Kurzkritik Gerhard Jäger: „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“

von broemmling am 16. September 2017
Ausgelesen! Gerhard Jägers Roman ist Literatur vom Feinsten. Ungewohnt, großartig, fast genial formuliert er Kapitel für Kapitel und lässt vor dem Auge des Lesers ein Bergdorf entstehen, das aus der Zeit gefallen scheint. Der Historiker Max Schreiber kommt im Winter des Jahres 1950 in dieses Tiroler Dorf, um einem Verbrechen nachzuspüren, das dort viele Jahrzehnte zuvor geschehen ist. Der Anlass seines Besuches scheint vorgeschoben, denn Max Schreiber ist auf der Flucht vor sich selbst, vor misslichen Wendungen seines Lebens. Wiederum Jahrzehnte später macht sich der Erzähler auf den Weg über den Atlantik in seine Heimat Tirol, um wiederum einem Verbrechen nachzuspüren, das diesmal mit Max Schreiber selbst zusammenhängt. Auch des Erzählers Reise ist eine Flucht. Abgesehen davon, dass der Roman sich über alle 400 Seiten gut liest, er wahres Lesevergnügen bereitet, ist die Rahmenhandlung überflüssig. Das wird dem Autor nicht gefallen, scheint er doch viel Mühe auf die Komposition von Rahmenhandlung und Binnenerzählung gelegt zu haben, aber die Binnenerzählung selbst ist so viel wortgewaltiger und eindrucksvoller als die Rahmenhandlung, dass der Roman noch um einiges gewonnen hätte, hätte er sich auf die Ereignisse im Winter 1950 beschränkt. Und da geht es um Schnee, Feuer, Schuld und Tod. Eine absolute Leseempfehlung!

Gerhard Jäger: Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod. Roman. Karl Blessing Verlag, München 2016.400 Seiten, 22,99 €. ISBN 978-3-88667-571-2.

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