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Kurzkritik Pavese: „Der Mond und die Feuer“

von broemmling am 27. März 2017

Ausgelesen! Blaue Blume, blaue Stunde, blaue Grotte, blaue Elise, blaue Lagune: Blau steht längst nicht mehr nur für das Zeitalter des Rokoko in der Kunst oder die Literaturepoche der Romantik: Kinder verbinden die Farbe mit einer Ameisenbärin, mit Krümelmonster oder Loriots Blauem Klaus; für Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach der Ferne steht sie überall. Mit der Edition Blau verlegt der Rotpunktverlag Belletristik seit kurzem in einer neuen Reihe. Literatur der Gegenwart und der klassischen Moderne erscheint in lesefreundlichen, schön gestalteten Ausgaben. Der Einband des ersten Titels, Der Mond und die Feuer des Piemontesers Cesare Pavese in neuer Übersetzung, ist passend zur Reihe in tiefem Blau gehalten, und die neue Übersetzung des Romans aus dem Jahr 1950 macht so viel Freude, dass man Lust auf die ganze Reihe bekommt. Da ist es gut, dass nur drei Titel pro Saison erscheinen. Der Mond und die Feuer (Original: La luna e i falò) ist ein Heimkehrerroman, ein Text voller Sehnsucht nach Anerkennung, voller unerfüllter Wünsche, voller Traurigkeit über vertane Chancen. Aber bei aller gedrückten Stimmung entsteht durch des Erzählers Bericht von der Heimkehr aus Amerika in das Dorf der Kindheit im Piemont, das er Jahrzehnte zuvor als Findelkind, von allen Bastard gerufen, und Tagelöhner verlassen hatte, ein Bild vom Wunder des Lebens.

Cesare Pavese: Der Mond und die Feuer. Roman. Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Nachwort von Paola Traverso. Edition Blau im Rotpunktverlag, Zürich 2016. 211 Seiten, 24 Euro. ISBN 978-3-85869-715-8.

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