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Kurzkritik Suter: „Elefant“

von broemmling am 20. März 2017

Ausgelesen! Diesmal also Glowing Animals, mikrozephaler, osteodysplastischer primordinaler Zwergwuchs, Elefantologie, Myanmar und Obdachlosenidyll. Martin Suter ist für seine hervorragend recherchierten, wissenschaftlich stark belastbaren Romanstoffe bekannt, die zumeist bislang keine Stoffe der Weltliteratur waren. Zeitreisen ließ er in früheren Romanen möglich werden, er entführte die Leser in die Welt der Kunstfälschung, schickte Manager auf Trips mit halluzinogenen Pilzen und ließ investigative Journalisten gleich mehrere Mordanschläge überleben. Ist in Zeiten der alternativen Fakten, wie sie so schwachsinnig heißen, jetzt auch der gut recherchierte Roman nichts mehr wert, oder woran liegt es, dass Suters neuer Roman Elefant von eher kleinwüchsiger Bedeutung ist? Der Autor hat diesmal über aller genauen Recherche die Spannung vergessen. Ein rosa leuchtender Elefant gelangt von A nach B nach C nach D, und eine engagierte Tierärztin (mit Stiftungshintergrund!) verliebt sich in einen Obdachlosen. Ganz hübsch, aber leider war es das schon. Vielleicht ist es auch die Fallhöhe, die Elefant zu einer kleinen Enttäuschung macht: Wer schon so viele gute Plots ersonnen und Fakten und Fiktion mit Spannung kombiniert hat, dem merkt man ein Missgeschick viel leichter an als einem Durchschnittsromancier. Es ist keine qualvolle Lektüre, das dann doch nicht. Aber als ich durch die 80 Kapitel und 350 Seiten durch war, fragte ich mich immer noch, wann es eigentlich richtig los gehen würde.

Martin Suter: Elefant. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2017. 352 Seiten, 24 Euro. ISBN 978-3-257-06970-9.

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