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Kurzkritik Peter Beard: The End of the Game

von broemmling am 26. November 2016

Ausgelesen! Nein, was der Leser beim Aufschlagen des Prachtbandes sieht, will er nicht sehen: ein Elefantenembryo, süß, wie es süßer nicht geht, im Dreck – ganz offensichtlich der Embryo einer trächtig geschossenen Elefantenkuh. Peter Beard hat mit seiner schonungslosen Fotodokumentation über die Großwildjagd vor 50 Jahren Aufsehen erregt und ein für allemal alles Magische, Heroische, das die Großwildjagd mit sich brachte, in das Reich der Legenden verwiesen. Zwei Jahrzehnte lang hat er das Massensterben zehntausender Elefanten, Nashörner und Nilpferde in Afrika dokumentiert, bevor er 1965 einen beeindruckenden Bildband vorlegte. Big Five schießen – zu welchem und wessen Nutzen? Nichts gegen die Jagd an sich, in hiesigen Gefilden, zum kontrollierten Austarieren des Gleichgewichts des Waldes, zum Schutz vor Bissschäden. Aber was vor 50 Jahren in Afrika passierte und teilweise bis heute passiert, ist das letzte Kapitel der Menschheit, bevor sie Vernunft erlangte. Vielleicht geht es in diesen Zeiten wieder los, da der Mensch die Vernunft wieder zu verlieren scheint. Ganz gleich wie wir zur Jagd in Mitteleuropa stehen: Die Verherrlichung der Großwildjagd hat der Reputation der hiesigen Jäger großen Schaden zugefügt. Auch 50 Jahre später ist Beards Anklage, ergänzt um Texte und Bilder von Großwildjägern, Entdeckern und Missionaren noch aktuell. Atemberaubende, aber keine beruhigende Stunden sind dem garantiert, der sich ins Buch vertieft. Der Taschen-Verlag hat das Buch neu aufgelegt.

Peter Beard: The End of the Game. Taschen Verlag, Köln 2015. 282 Seiten, 74,99 Euro.

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