Skip to content

Kurzkritik Jo Nesbø: „Blod i snø“

von broemmling am 3. September 2016

Ausgelesen! Jo Nesbøs Kriminalgeschichte lässt es keineswegs an der Brutalität fehlen, für die der Autor bekannt ist. Aber die Schilderung des Dyslexie-geplagte Olav Johansen, der nüchtern betrachtet ein Auftragskiller ist, erzeugt so viel Wärme und Mitgefühl beim Leser, dass der Schnee der Weihnachtstage 1975 im kältesten Winter seit Menschengedenken, an denen der Autor seinen Roman spielen lässt, beinahe schmilzt. Da wird selbst die Hinrichtung des Vaters durch Olav für den Leser zum Gnadenakt für Olavs geschundene Mutter. Eines stimmt bei diesem fehlerlos komponierten Buch aber nachdenklich: Olav ist trotz Dyslexie belesen wie kein anderer, kennt Victor Hugos „Les Miserables“ in- und auswendig, geht von Kindesbeinen an regelmäßig in die Deichmanske bibliotek. Gerät man so schon an den Rand der Osloer Gesellschaft der Siebzigerjahre?

Jo Nesbø: Blod i snø. Krimi. Aschehoug, Oslo 2015. 173 Seiten, 79 NOK.

Von → Allgemein