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Kurzkritik Michael Wolffsohn: „Zivilcourage“

von broemmling am 4. August 2016

Nehmen wir aus der Zivilgesellschaft die Teilmenge Zivilcourage heraus, haben wir es mit einer Reihe von Stiftungen zu tun, die zur Zivilcourage ermutigen und gegen Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft einstehen. Allen voran kämpft mutig die Amadeu-Antonio-Stiftung gegen Hass und Gewalt, aber auch die Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage mit Sitz in Bodenwerder und die Bozener Ilse-Waldthaler-Stiftung für Zivilcourage und soziale Verantwortung sind hier zu nennen. In einem bemerkenswerten Essay sagt uns Michael Wolffsohn, Professor Emeritus an der Bundeswehruniversität München, was davon zu halten ist, wenn der Staat zu Zivilcourage auffordert: Dann hat er sich selbst aufgegeben und gibt seine originäre Verantwortung ab. Der Denkanstoß richtet sich keineswegs gegen stifterisches Engagement für Zivilcourage. Er zeigt aber die Folgen einer Beliebigkeit, wie sie immer häufiger zu finden ist, wenn stifterisches und staatliches Handeln unüberlegt zusammengehen und vermeintlich dasselbe sind. Zivilgesellschaft entsteht aus sich selbst. Und Zivilcourage auch. Das sich Wolffsohn zum Schluss allerdings mit dem kleinen Jungen aus Des Kaisers neue Kleider vergleicht, dem einzig Schlauen des Märchens, mindert den philosophischen Wert des Textes.
Michael Wolffsohn: Zivilcourage. Wie der Staat seine Bürger im Stich lässt. dtv Verlagsgesellschaft, München 2016. 93 Seiten, 7,90 Euro. 978-3-423-34885-0.

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