Kurzkritik Han Kang: „Die Vegetarierin“
Ausgelesen! Han Kangs außergewöhnlicher Text „Die Vegetarierin“ ist alles, nur kein Roman im üblichen Sinne. Es ist dreifaches Novellenfragment, es sind drei Monologe über Zerrissenheit und Determinierung, Stärke und Freiheit – und die Ödnis und Naturferne von Familienstrukturen in Seoul. In einem der Monologe ist auf den Filmemacher Hayao Miyazaki verwiesen, man denkt an Henri Rousseau und weniger an Kafka (auf den der Klappentext anspielt) als an Broch (was für mich eher positiv besetzt ist). Keine seichte Lektüre, aber dafür Literatur. Die Südkoreanerin erhielt hälftig mit der Übersetzerin ins Englische, Debbie Smith, den Man Brooker Prize, der mit insgesamt 50.000 Pfund dotiert ist. Die Brooker Prize Foundation, errichtet 2002, nennt den Preis selbst eine der höchsten Literaturauszeichnungen Großbritanniens. „Die Vegetarierin“ ist beim Aufbau-Verlag erschienen.