Skip to content

Stiftungsvariationen

von broemmling am 3. Juni 2010

Zwei Tage hintereinander bei zwei völlig unterschiedlichen Stiftungen, eine in Oslo, eine in Berlin. Die eine war durch einen Stiftungsskandal Auslöser für eine gesamte Gesetzesreform, die andere ist ein Musterbeispiel dafür, dass man auch mit einer kleinen 50.000-Euro-Stiftung riesige Dinge bewegen kann.

Astrup-Fearnley-Museum

Die Astrup Fearnley Stiftelse macht allerdings inzwischen auch vorbildliche Arbeit. Sie präsentiert ihre Sammlung in einem eigenen Museum und ergänzt die Schau durch Sonderausstellungen – derzeit mit Gardar Eide Einarsson. Übrigens alles kostenlos für die Besucher. Wer dem kostenlosen Freundeskreis beitritt, erhält ebenfalls gratis zu jeder Ausstellung, die er besucht, auch den Katalog. Das Museum erfreut sich großer Beliebtheit – hierzulande ist man ja eigentlich der Meinung, was nichts kostet, sei auch nichts wert. Stimmt also nicht.

Heute dann der Besuch bei der Jenny de la Torre-Stiftung. Die Ärztin aus Peru ist Entwicklungshelferin in Deutschland – im besten Sinne. Schon als sie am Berliner Ostbahnhof in einer Ambulanz für Obdachlose arbeitete, fiel sie durch ihr außergewöhnliches Engagement auf – und erhielt die „Goldene Henne“ für ihren Einsatz. Das Preisgeld, das vom Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverband kam, gab sie in eine Stiftung. 25.000 Euro betrug das Preisgeld, weitere 25.000 waren nötig, um die Stiftung zu errichten. Auch heute, acht Jahre nach Errichtung, liegt das Stiftungskapital bei nur rund 70.000 Euro.

Jenny de la Torre-Stiftung

Aber die unermüdliche Ärztin hat ein effektives Gesundheitszentrum in Berlin-Mitte aufgebaut. Dieses stifterische private Engagement ist für Berlin einmalig: Die Jenny de la Torre-Stiftung erhält zwar das Haus mietfrei vom Senat, ansonsten aber keinen einzigen Euro für die Arbeit. Sie ist mittlerweise Arbeitgeber für sechs Fachleute, die Obdachlose und Menschen ohne Krankenversicherung betreuen – weit über die medizinische Ersthilfe hinaus. Jedes Jahr muss die Stiftung von neuem nach Unterstützung suchen. Ihr wäre ein weiterer dauerhafter Sponsor (die GASAG engagiert sich bereits regelmäßig) zu wünschen.

Von → Allgemein