Sepul-was?? Wie wir heute der Toten gedenken

2. Januar 2016

Seit Mitte Dezember 2015 im Netz, seit 2. Januar 2016 in den Briefkästen und auf den Schreibtischen: Das Winterheft 2015 von VIERVIERTELKULT ist erschienen. Zur Sperrigkeit des Begriffes Sepulchralkultur ist gleich auf den ersten Seiten ein schöner Dialog zwischen Redaktion und Präsident nachzulesen. Dr. Gert Hoffmann, Braunschweigs Oberbürgermeister a. D. und Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die VIERVIERTELKULT als ihre Vierteljahresschrift herausbringt, schreibt in seinem Editorial: … diese Ausgabe hat das Schwerpunktthema „Sepulkralkultur“. Ein sperriges und wahrlich auch nicht gerade geläufiges Wort. Sie werden auf Seite 4 lesen, dass die Redaktion deshalb selbstkritisch gleich anmerkt: „Wer hat dieses fürchterliche Fremdwort zum Schwerpunktthema erkoren?“ Ich selbst jedenfalls nicht, denn ich kannte es – ehrlich gesagt – gar nicht.

Warum also der Griff nach einem Fremdwort, wo es deutsche Wörter wie Bestattung, Friedhof, Grab gibt? Die Redaktion liefert die Begründung in der Einleitung zum Schwerpunkt gleich mit: Wer hat dieses fürchterliche Fremdwort zum Schwerpunktthema erkoren? Gibt es  für Sepulkralkultur keine Entsprechung in deutscher Sprache? Grabeskultur, wörtlich übersetzt, hilft noch nicht weiter. Friedhofskultur im weiteren Sinne? Schon eher, aber nicht umfassend. Denn andere Formen des Bestattens sind neben das Versenken eines Sarges in Friedhofserde getreten, Feuer-, See- und Waldbestattung, auch Luftbestattung, wenn man so will. Dazu die Welt der Mausoleen, Sarkophage, Gruften. Der Einleitungsartikel zeigt, dass das meiste so neu nicht ist. Und in der Tat: In den wirklich entscheidenden Fällen, bei innigem Wunsch des Verstorbenen, haben die Bestatter auch früher ausnahmsweise ein Auge zugedrückt, wenn es dem ehrenden Andenken entsprach. Die Urne bei der Seebestattung eines guten Freundes 2012 enthielt nur die Hälfte der Asche. Die andere Hälfte streuten engste Freunde in den Rhein. Vater Rhein, der Fluss, an dem der verstorbene Schauspieler geboren war und den er sein ganzes Leben lang liebte, ganz gleich auf welchen Brettern der Welt er gerade spielte. Und doch ergibt es durchaus einen Sinn, dass das in anderen Fällen weiterhin verboten ist.

Brömmling, der für Idee, Konzept und Schriftleitung von VIERVIERTELKULT steht, hat in der Winterausgabe unter anderem den Präsidenten der TU Braunschweig, Prof. Dr. Jürgen Hesselbach, als Stiftungsrat interviewt, den Schwerpunkt eingeleitet und mit Serviceseiten versehen, geförderte Medien vorgestellt, Neuerscheinungen empfohlen und Justus Hagebölling porträtiert. Als Teil des Stiftungsvermögens stellt Brömmling diesmal den Gedenkort Buchhorst vor. Ein Blick über den Tellerrand hat sich plötzlich verselbstständigt und ist zu einer kleinen Weihnachtserzählung mutiert (mutiert ist in genau diesem Text auch ein „n“ zu einem „k“, wodurch sich ein kleiner Fehler eingeschlichen hat – aber das nur für die ganz Genauen). Brömmling wünscht angenehme Lektüre und freut sich über Anregungen und Eindrücke.

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